Die letzte Nacht verbrachten wir an einer Ankerboje in einer kleinen Bucht in Dunvegan. Als malerisch würde ich diese Bucht nicht beschreiben. Vor allem nicht nach unserer letzten Überfahrt von Tobermory kommend. (Ein hässlicher Campingplatz voll mit Wohnwägen. Natürlich eine Kirche. Ein paar vereinzelte modernere Wohnhäuser. Wer kommt in diesem schottischen Klima auf die Idee zu campen, fragen wir uns. Nun, wir waren ja auf dem Wasser und sahen alles nur durch das Okular.) Am Tag flogen wir mit ordentlich Wind, Sonne und ausschweifend Regen im Gepäck an Steilküsten, Basaltfelsen und Inselgruppen vorbei, wie man sie nie zuvor live gesehen hat. Irgendwie war ich, ob der tiefliegenden Wolken und des starken Grüns, auch immer mal wieder an Papua Neuguinea erinnert, unsere letzte Mangan25-Expedition. Immer wieder sichten wir kleine Delphine. Ansonsten hat man mit dieser neuen Form von Welle, von Seegang zu tun. Die Amplituden sind hier im Atlantik nicht mit denen der Ostsee zu vergleichen. Eigentlich ist die Welle hier für empfindliche Mägen angenehmer zu nehmen, aber sie ist auch ungleich stärker als im Baltischen.
Auch ist die Wahl der richtigen Kleidung an Deck für uns immer noch mit längeren Gedankengängen verbunden. Am Morgen scheint die Sonne. Man läuft in leichter Kleidung an Deck. Im nächsten Moment ist es kalt…. dann regnet es…. gefolgt von Sonne und alle rufen nach der Sonnencreme… Schnell wird es eisig…. gepeitscht von einer Sintflut auf dem offenen Meer.
Ich bin zu dem Schluss gekommen einfach alles anzuziehen und in den sonnigen und trockenen Momenten zu schwitzen. Das halte ich für besser als in Regen und Kälte zu zittern. Das Wetter schlägt hier halbstündig um. Und manchmal beisst es sich fest. Auf unserer gestrigen Überfahrt leider an der Schlechtwetterfront.
Wir reisen hier mit einem sehr guten Skipper. Das wissen wir. Und unsere Crew funktioniert ganz wunderbar miteinander. Abendliche Gespräche an Deck über das gerade erlebte und gesehene. Über Orte, Wege und Verabredungen. Über das Paradigma. Manchmal auch über ganz profane Dinge wie: Wer kocht wann? Wann können wir wieder einkaufen? Haben wir noch genügend Wein? Oder, geht das Internet? Ja, im Moment geht es…
Als wir heute morgen die Bucht in Dunvegan verlassen, scheint uns massiv die Sonne ins Gesicht. Wir schmeißen den Motor noch vor dem Frühstück an, denn Wind ist für den Vormittag nicht zu erwarten. Wir frühstücken auf dem offenen Meer. Waschen alles ab und verstauen die Dinge sicher in allen Schränken. Wir machen das Schiff manöverbereit. Doch der Wind zeigt sich heute nur von vorn, also aus Nord. Ich sage mir, irgendwie hat ja immer alles seinen Sinn… Und die Bestätigung dieses inneren Paradigmas lässt nicht lange auf sich warten. Plötzlich taucht die erste Robbe auf und grüßt uns entspannt. Die Robbe ist nur der Beginn eines Reigens der Tiersichtung an diesem Tag. Es folgt ein riesiger Minkwal der seine Kreise um unseren Segler zieht, kleinere Delphine, neugierige Papageientaucher, große Delphine die sich mit Tölpeln in Arbeitsteilung über einen Fischschwarm hermachen und im Jagdfiber durch die Wellen springen, während die Tölpel wie Sturzkampfbomber vom Himmel fallen und ins Wasser tauchen. Weil wir unter Motor fahren, können wir diesen Schauspielen länger beiwohnen, da wir beweglicher sind. Wir fühlen uns beschenkt. Kurz vor Storneway hängt sich eine große Raubmöve an unser Heck und geleitet uns in den Hafen. Wir liegen nun in Storneway an einem Schwimmsteg und gehen mit Sea Legs in das kleine Städchen.