Wir stecken fest im Regenland. Seit unser Ankunft in Mindik hat der eimerweise herunter kommende Regen nicht mehr aufgehört. Das war vor zwei Tagen und inzwischen ist alles klamm und feucht, obwohl wir ein festes Dach über den Köpfen haben. Das schöne Dorf zerrinnt wie eine Kleckerburg. Jeder Gang zur Toilette oder zum Essen bringt einem tönernde Elefantenfüße an das westliche Schuhequip. Aushalten und Heiterkeit. Im Hintergrund jedoch nagen Zweifel am Projekt, an den Plänen der nächste Woche, die Grasslands zu überqueren. Umschalten. Es ist Dienstag und heute ist Markt in Mindik. Die Menschen strömen aus den Tälern herbei um Yams, Taro und Bananen an den Mann zu bringen. Pastor Gais möchte dort unser Konzert sehen, auf dem Markt. Wir werden mit Regenschirmen ausgerüstet und machen uns auf den kurzen Marsch von gut 500 Metern, die wir spielend in einer halben Stunde durchwaten. Dort wo die Wege waren, sind jetzt rotbraune Fließe. Ich entscheide mich, die Schuhe auszuziehen und komme etwas besser voran. Die Zehen gekrümmt, um Widerstand in dem wadentiefen Morast zu finden. Der Markt ist eine überdachte Freifläche von der Größe einer Turnhalle. Gut dreihundert Menschen erwarten uns. Die ersten Weißen, seit einem finnischen Missionar vor zehn Jahren werden vorsichtig beäugt. Die Menschen umringen uns und staunen und freuen sich über jede Geste. Jedes Lachen wird frenetisch erwidert. Wir werden vorgestellt und viel Spaß brandet bei der Nennung von Peter auf, worüber wissen wir nicht genau. Dann spielen wir unsere Musik in ihre offenen Herzen und spüren die Wogen ihrer Freude durch einhundert Prozent Luftfeuchtigkeit. Es ist sehr berührend. Als wir zurückkommen, ist unsere zweite Garnitur Kleidung im Stalingradstyle upgegradet . Gais Familie umsorgt uns heftig, wäscht uns Füße und hilft wo es geht. All das tut gut und all das lädt auf mit der Frage, wie die nächsten Tage wohl werden. Die Prognose lautet Regen. Ich muß an Detzners Lochversteck im Urwald denken und dass wir erst am Anfang einer Transformation stehen, um all das zu begreifen. Der Urwald greift nach uns, auch als Momo auf der Toilette aus Versehen die Powerbank des I-Pads in die drei Meter tiefer liegende Kloake fällt. Gaity baut schnell eine Bambuskonstruktion und fischt sie wieder hinaus. Sie wird desinfiziert und in einen Reisbeutel zum Trocken gebracht. Inzwischen treffen unsere Zeit – und Ahnenzeugen aus Oregenang ein. Sie sind zu uns heruntergekommen durch all den nassen Wahnsinn, um uns morgen im Interview von Detzner zu erzählen.
Transformation. Wie lang schon liegt unsere Abreise zurück. Wieviel hat sich seit dem schon verändert und gibt uns Turn and Swiffle in den nächsten dunklen Raum. Heute Nacht habe ich von Mario Götze geträumt und dass er es nicht mehr bringen wird. Ich frage mich, was das bedeuten soll. Vielleicht wissen die Ahnen aus Oregenang morgen mehr. Sie hielten Detzner für ein Gespenst.