Tag 12 – Leben im Mangan-Labor

Wir sind nun seit fast 2 Wochen und über 2000 km on the road durch die Südstaaten der U.S.A. im größten Motorhome, welches Cruise America im Angebot hatte. Ein 30ft langes Schiff mit max 7 Schlafplätzen hielten wir für uns 4 Manganerlein für die richtige Wahl. „Da haben wir Platz! Dann müssen wir nicht alles täglich wegräumen. Jeder hat seinen Bereich….!“ u.s.w.

Unser Hausrat und Plunder ist doch beachtlich. Obgleich wir schon minimalinvasiv gepackt hatten. Aber wir sind ja hier nicht im Urlaub. Gott sei Dank haben wir Arbeit mitgenommen. Und Arbeit hat in unserem Fall mit vielen, vielen Tools zu tun, die mit uns reisen müssen. Kameras für Film und Foto. Mikrofone und Aufnahmegeräte. Stative. Kameralampen. Eine Drohne. Computer, Ipads, Iphone, Zeichenblöcke und ohne Ende Kabellage und Adapter zum Laden aller Akkus, Geräte u.s.w.

Schon bei Übernahme des Campers an Tag 2 kratzen wir uns nachdenklich an der Birne, wie wir wohl all diese Tools sicher und immer griffbreit in dem wohl doch nicht so großen Motorhome unterbringen würden. Es gibt wenig sinnvollen Stauraum an Bord. Es ist eng und man tritt sich permanent auf die Füße. Auch ist die Bemalung des Campers etwas geschmacksverirrt. „Schade dass der Camper so kitschig aussieht.“, sagten wir uns zu Beginn. Mittlerweile interessiert uns das gar nicht mehr, denn wir schauen doch eher in die wunderbaren Landschaften, als auf unser fahrendes Basislager.

 

Die Werbefotos, die Cruise America auf ihrer Website präsentiert, sind in sofern nicht real, als dass sie sehr kleine Erwachsene mit Kindern an dem z.B. als geräumig beschriebenen Essplatz zeigen. Wenn wir vier an diesem Tisch sitzen, haben mindestens zwei die Beine im Gang und den Tisch im Bauch, weil einfach alles zu eng ist. Stellt man 4 Teller auf den Tisch ist dieser quasi voll.

Tagsüber ist man ohnehin auf der Straße und schrubbt Kilometer runter. Aber am Abend, Nachmittags oder Morgens werden alle Geräte an den Start gebracht, geladen, gebackupt, geschrieben, neu geroutet und nebenbei gekocht. Spätestens jetzt ist die Messe des Campers kein Ort mehr zum verweilen, als vielmehr eine Stolperfalle über Kabelsalate und Ladegeräte geworden. Und die Unverträglichkeit von Technik mit Lebensmitteln kann sich jeder vorstellen. Vorsicht ist geboten.

Nun, es muss doch alles immer weggeräumt werden, verstaut werden in Cases und sichere Ecken, um zu Frühstücken oder um auf Fahrt zu gehen. Denn wenn der Camper sich in Bewegung setzt sind alle Dinge die frei im Raum liegen nur noch Flugmasse. Wir haben innerhalb der ersten vier Tage einiges durch die Fahrgastzelle geschickt. Z.B. eine gerade gekaufte Kaffeekanne, die dann 24 Stunden nach dem Kauf, weil nicht sicher verstaut, bei der ersten Bremsung samt Inhalt durch die Messe flog, in tausend Teile zersprang und eine ordentliche Sauerei anrichtete. Wir treten uns noch heute winzigste Glassplitter in die Fersen. Auch flog das ein oder andere mal während der Fahrt die Tür des Kühlschranks, der sich dann in den Camper entleerte. Alle Türen müssen verriegelt werden. Das gilt auch für die Eingangstür in die Messe, weil diese sich sonst selbständig während der Fahrt öffnet. Schon passiert! Ich wunderte mich das es plötzlich neben mir so hell wurde. Als ich nach rechts schaute, sah ich die Straße an mir vorbei fliegen. Das ist nicht so günstig dachte ich und schloss die Tür wieder.

Es gibt zwei Doppelbetten an Bord. Ein großes am Heck des Dampfers und eines über der Fahrerkabine. Das Bett am Heck ist zwar weich, aber hat nur eine Länge von 1.75 m. Das über Fahrerkabine hat eine Länge von immerhin 2,30 m. Da Kai recht groß ist, haben wir uns für das Bett über der Fahrerkabine entschieden. Da hat er zumindest Beinfreiheit. Nach der ersten Nacht in diesem Bett hatte ich Schwierigkeiten im Bewegungsablauf. Schmerzen überall. Das Bett ist ein Brett. Es ist härter als jedes Futton. Offensichtlich nur ein Notbett. Na ja, man gewöhnt sich an alles und kitscht sich ein.

Die Ausstattung der Küchenutensilien scheint nur für eine Minibesatzung gemacht zu sein. Kleine und wenige Töpfe. u.s.w. Man muss improvisieren.

Nach und nach baut man fast unmerklich den Dampfer nach seinen Bedürfnissen um. Der Camper gleicht nun schon einem kleinen Mangan-Labor. Mit einer festen Haltevorrichtung für Artas Gopro-Kamera an der Stoßstange, die wenn die Landschaft uns überzeugt installiert wird und uns atemberaubende Views ins Cockpit liefert.

Regelmäßig fahren wir einen Walmart an, um einzukaufen. Wir kochen, und essen dadurch immer frisch und müssen nicht das amerikatypische Fastfood in Restaurants einnehmen.

Kai und Peter fahren den Camper bisher ganz wunderbar durch den zum Teil recht aggressiven Verkehr, umzingelt von riesen Trucks und Pickups.

Vor jeder Abfahrt beantworten wir einen kleinen Fragenkatalog wenn möglich mit JA.

  • Ist alles verstaut?
  • Sind Landstromkabel, Toilettenabfluss und Frischwasserschlauch abgebaut?
  • Ist der Kühlschrank gelockt?
  • Ist die Kabinentür gelockt?
  • Sitzen alle?
  • Ist die Handbremse gelöst?

JAAAA…..!

Dann los auf den Highway. Next stop morgen der Palo Duro Canyon in Texas.

Die Expedition

Amerika 2018

Die wilde Freiheit – Eine Expedition der Künstlergruppe Mangan25

„Mein Lebenslauf war ziemlich wechselvoll;
ich habe als Wilder und als zivilisierter Mann gelebt
und während ich meine alten indianischen Freunde immer noch liebe,
haben die kultivierenden Einflüsse der Zivilisation eine große Veränderung in mir bewirkt.“
(Hermann Lehmann)

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Expeditionsblog

Expeditionsteilnehmer

Peter Adler
(Maler/Bildhauer)

Kai-Uwe Kohlschmidt (Autor/Komponist)

Arta Adler
(Ärztin/Schauspielerin)

Momo Kohlschmidt
(Schauspielerin/Sängerin)

Das Expeditionsrouting

Die Künstler von Mangan25 begaben sich vom 9. September bis 6. Oktober 2018 auf Spurensuche durch Texas, New-Mexico, South Carolina, Tennessie und Oklahoma.

Atlanta → Ellijay → Cullowhee → Robinsville → Tellico-Lake → Delano → Nashville → Clarendon → Tahlequah → Lawton → Palo Duro Canyon → White Sands → Hueco Tanks → Big Bend → Mason Valley → Houston

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