Otitis externa – Ich bin bereit

Nachtrag zur räumlichen Distanz

Am Airport in Frankfurt angekommen, quälte mich vorallem eine akute Otitis externa (äußere Ohrenentzündung). Das lag gewiss nicht an dem Gehörten der vergangenen zwei Wochen. Es war wohl der eigene Rucksack, der drückte. Wenn eine Flugreise ansteht, gibt man den Rucksack einfach auf und holt ihn am Förderband der anderen Welt ab. Einfach so. Wir sind so frei. Wir detonieren wie Ufos unter dem Stigma einer künstlerischen Idee in einer fremden Welt – in Mozambique. Wir nehmen diese Idee sehr ernst. Leeren unseren Rucksack auf den Straßen Maputos und befüllen ihn neu. So als wäre der Austausch globales Programm. Wir sehen, hören, riechen, staunen und lernen. Unser Blog berichtet das. Wir bewegen uns selbst- und unsicher durch unbekanntes Gelände. Wir behaupten uns in diese fremde Welt hinein. Das funktioniert nicht so einfach, doch genau das ist die einzige Chance, die wir haben. Wir machen uns nackig. Die Mozambiquaner uns gegenüber auch. Wir werden Teil vom Leben der Menschen in Maputo. Sie unseres Lebens ebenso. Wir erobern eine neue Welt, die uns verbindet. Gemeinsam. Eine wirklich neue Welt. Wir spüren Verbindung. Dann Musik! Blue Notes, because Blue is darker than Black. Ruhe.

FFM. Das Ohr sticht. Es ist 7am und wir suchen den passenden Zug nach Berlin. Eine heitere Ausflugsgruppe singt deutsche Lieder im Abteil. Dann – „Die Wacht am Rhein“. Ein Gehörgang reicht aus. Home. Die vertraute Asepsis der Heimat umspült meinen Körper. Der ICE liefert in der Spitze 250 km/h, Kaffee für Lutz, Kakao für Tom. Kai ist schon auf einem anderem Weg nach Sachsen zum SANDOW-Konzert, Georg im Job. Die Gewissheit rast am Zugfenster vorüber, dass wir bald im eigenen Bett liegen werden. „Die räumliche Distanz“ ist hergestellt. Wir sind wieder zu Hause.

Auf dem Balkon rauche ich eine Zigarette und fühle nach. Der moralisch-ethische Wimpel hängt schlaff am Heck der Reisejolle. Dümpeln auf See. Doch irgendwann kommt Wind auf. Die Fahne der Erkenntnis wird im Bug eine steile Brise einfangen – Zukunft fordern. Selbst der Heckwimpel wird toben, zerreißen und geflickt werden. Ich bin bereit. Finde Mangan!

Die Expedition

Expeditionsblog

Expeditionsteilnehmer

Kai-Uwe Kohlschmidt (Autor/Komponist)

Tom Franke
(Regisseur)

Georg Linde
(Afrikawissenschaftler)

Lutz Rentner
(Autor)

Das Expeditionsziel

Die Künstler von Mangan25 begaben sich im März 2015 auf Spurensuche nach Mosambik. Sie sprachen mit ehemaligen Vertragsarbeitern, suchten die Vereinigung „Mad Germanos“ auf, die bis heute für nicht gezahlten Löhne aus DDR-Zeiten auf der Straße streiten und erlebten so eine besondere DDR-Community im fernen Maputo.

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