Kunst am Morgen. Kunst am Abend. Und immer wieder herzt uns Afrika.

Ich bin der Kameramann in der Reisegruppe und benutze folglich das Medium Bild als Kommunikationsmittel nicht. Zumal ich sehe, dass Georg und Kai in Quantität und Qualität die entscheidenden ge- und verdrehten Momente einfangen. Dies gekoppelt mit der Fähigkeit zum Verfassen einer heiteren Bildunterschrift spült die Gewissheit in meinen Kopf, dass ich mich nicht mit weiterem Equip behängen muss. Heute sind wir im Atelier des Künstlers mit den dicken Frauen.
Im Nebenhaus ein Gottesdienst. Wie Menschen auf Nahrungssuche folgen wir – nicht der Nase – sondern dem Ohr. In der Kirche singt die Gemeinde sakrale Popsongs mit ordentlich Pfeffer im Sound und Movement in den Hüften. In Afrika fetzt selbst Gott.
Der Künstler legt das Bild an, trägt die erste Schicht Öl auf die Leinwand. Der Pinsel fügt Gelb zu Blau, Blau zu Rot. Rot zu Gelb und Schwarz zu Weiß. Die Tochter des Künstlers bestaunt uns in unserem Tun. Die Arbeit des Vaters scheint ihr bekannt. Das Interview mit dem Maler hat drive. Lutz steuert virtuos durch das Gespräch. Kai und ich schwitzen uns im Off den morgendlichen Sumpf aus der Pore. Es ist 12 Uhr. Während des Packens der Technik, lernen wir die Frau und zwei weitere Kinder kennen – eine richtige Kleinfamilie.
Aufsitzen! Ein Vorort Maputos. Auf dem Weg zur Residenz von Ines und Raul. Staub und irgendwo weit links ein Nussfeld, eines von vielen wirtschaftlichen Standbeinen der Familie. Das Auto rumpelt sich über abhanden gekommene Infrastruktur. Wir sehen Bewegung auf der Piste. Menschen streben Zielen zu. Nach 178 seetauglichen Bodenwellen parkt unser Jet auf dem Hof des Nachbarn. Ines und Rauls Haus und Hof ist ungewöhnlich groß. Wir nutzen den Schatten für Atempausen. Neben den von Georg beschriebenen fünf Flaschen Wein, gibt es eine Trinkalternative – Fanta im Rote-Beete-Look. Ohne großes Federlesen entscheidet sich unser Kollektiv für Wein. Die ersten vier Flaschen Weißwein sind warm, weil die Stadtwerke keinen Strom absondern und folglich der Kühlschrank taut. Die Letzte ist kalt, weil sich die Stadtwerke umentschieden haben. Zur Vorspeise gibt es drei Sorten Pasteten – Huhn, Fisch und Veg. Jeder am Tisch verkündet sein Geschmacksranking. Dieses ist individuell unterschiedlich. Was gleicht, dass sich alle Wein nachschenken. Der Planet drückt heftig auf die Omme. Das Interview mit Raul ist trotz innerer und äußerer Gesichtsfeldverschiebung sensationell. Ein kluger, reflexiver und emotional berührter Mann, der uns via seiner Erzählung sehr intim in seine Geschichte als Vertragsarbeiter in der DDR bittet. Eine gemeinsame Woche Maputo liegt hinter uns. Ich empfinde Raul und seine deutsche Frau Ines als unsere Vertrauten, als Freunde. Nach dem Interview bitten Ines und Raul zum kulinarischen Hauptgang. Wir genießen das Miteinandersein und die leckere traditionelle mosambikanische Speise. Maisbrei mit grünem Gemüse, dessen Namen ich vergessen habe. Seelisch und körperlich satt, fahren wir zurück in den Moloch.
Wir schenken unserem Tag noch ein abendliches Sahnehäubchen – mozambiquanische Trommelgrooves in dem angesagten Szeneclub der Stadt – Nucleo de Arte. Kollektives Flirten in der Hitze der Beats. Doch es gibt nicht nur Trommeln und Flirtbereitschaft im Areal, sondern auch Kunst. Die Mitglieder des Nucleo de Arte schweißen und schmieden AK 47-Machinengewehre, Landminen and Handwaffen um. Sie geben dem Vernichtungsschrott eine neue Bedeutung. Die einzig Sinnvolle – Kunst.

Die Expedition

Expeditionsblog

Expeditionsteilnehmer

Kai-Uwe Kohlschmidt (Autor/Komponist)

Tom Franke
(Regisseur)

Georg Linde
(Afrikawissenschaftler)

Lutz Rentner
(Autor)

Das Expeditionsziel

Die Künstler von Mangan25 begaben sich im März 2015 auf Spurensuche nach Mosambik. Sie sprachen mit ehemaligen Vertragsarbeitern, suchten die Vereinigung „Mad Germanos“ auf, die bis heute für nicht gezahlten Löhne aus DDR-Zeiten auf der Straße streiten und erlebten so eine besondere DDR-Community im fernen Maputo.

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