Ein langer Schlag

Ein langer Schlag

/ / Schottland
Montag früh liefen wir gegen neundreißig aus Tobermory aus. Wir ließen den Sund hinter uns, setzen Groß - und Vorsegel und nahmen mit stolzen neun Knoten stramme Fahrt auf. Die atlantische lange Dünung schob sich halbachterlich unter unseren Kiel. Die "Raphy G" beginnt ihren schaukelnden Tanz. Unter Deck ist nicht mehr viel möglich, außer Brechreiz und Seekrankheit. Wolkenfelder schieben uns immer wieder reichlich Regen auf die Mütze, doch der große weite Raum des Meeres nimmt uns in seinen kontemplativen Schoß. Die Bewegung darin gleicht einem Stillstand, obwohl unser Kahn recht heftig schlingert. Der Zustand ist hypnotisch und dem Denken sehr  zuträglich. Man kann sich gleich einem Schachspieler labyrinthisch in Ideen verwandern. Es ist die Sprache, die das erste Paradigma aufstellt. Was wir nicht benennen können, ist nicht möglich zu denken, allenfalls in Kunst auszudrücken. Denken und denken lassen. Cezanne sagt, wenn er die Landschaft malt, dann ist er die Landschaft. Ich sehe wie bei Rübe sich die Schotten öffnen und er sich die inneren Hebriden reinfließen lässt. Er ist eben ein solch intuitiver Maler, wie die alten Impressionisten. Das Glück steht ihm ins Gesicht geschrieben. Wir passieren die bizarren Inseln Eigg, Rum und Canna. Der erste Schöpfer hat hier ein ...
Tobermory - die großen Horizonte

Tobermory – die großen Horizonte

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Oh wie sind wir froh, solch Tage zu erleben. Gegen zehn Uhr liefen wir aus und rollten Minute für Minute, Stunde für Stunde durch die majestätische Landschaft des Sound of Mull. Der Wind war handfest und stetig achtern. Das Wetter änderte sich im Halbstundentakt. Sonne, Nebel, Regen, Düsternis, Wolkenwucht und Regenbogen wohin man schaute. Gegen 14Uhr dann Delphinbesuch. Dann Kampfhubschrauber der Air Force und an den Ufern zahlose Ruinen früherer Geschichten. Ein Rausch der Eindrücke. An Bord eine blendene Stimmung und Getränke aller Art. Und Diskussionen! Über Gott und die Welt! Hinter Mull liegt Iona und darauf diverse schottische Könige, darunter Macbeth.  Dann waren wir schon bald bei der Gothaer Liste und wie blau ist blaues Blut. Das Paradigma der adligen Vorherschaft und wie das über die Jahrhunderte durchbehauptet wurde, um Besitz zu sichern. Als man vor kurzem die Gebeine Richards des Dritten auf einem Parkplatz eines englischen Supermarktes fand und seine DNS unter die Luppe nahm, fand man heraus, dass das blaue Blut wohl reichlich verwässert war. Was heißt verwässert?! Um es vor Inszest zu schützen, hingen da sicher verschiedene Blutslinien auch gewiß bescheidenerer Stände mit im genetischen Pool. Aber die Manifestation der Herrschaft verbot hier jegliche  Indiskretion, auch ...
Oben in Oban

Oben in Oban

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Jetzt ist mal eine schmale Zeitlücke und kurzzeitig Netz. Gestern war ein Tag der Organisation. Die Zugreise war wundervoll. In pittoresker und wuchtiger Landschaft schwebten wir drei Stunden mit ScotsRail zu unserm Charterhafen in Oban. Die Menschen sind unerhört freundlich und eilen helfend heran, wenn sie sehen, dass Fremde umherirren und Bahnsteige, Trolleys, Fahrpläne, Taxis und ähnliches mehr suchen. Unser Dampfer, eine 46er Oceanis Beneteau war leidlich heruntergekommen, als er gestern nach einem vierwöchigem Trip zurückkehrte. Das Team von Alba-Sailing hatte heftig zu tun, um ihn in einem übergabefähigem Zustand zu übergeben. Der Cockpit-Tisch war zerbrochen und einiges mehr. Als wir dann endlich drauf durften, ackerte sich unser Capitano durch die Mängellisten, eskortiert von Dietmar und Wolfgang.  Denn alles ist auf Englisch und in der Seemannssprache gibt es für jeden normalen Begriff noch einen spezielleren. Unser Einkaufskommando hatte inzwischen auch ganze Arbeit verrichtet und die Vorräte der nächsten 10 Tage eingekauft. Als alle Lasten verladen waren, ging auch schon die Sonne unter und es wurde frisch und fröhlich. Der Himmel beschenkte uns mit wahren Wolkengebirgen, die sich über die Highlands türmten. Nun legen wir gleich ab und werden Kurs auf Tobermory nehmen. Wir sind in froher Erwartung, bald in seglerischer ...

Die Expedition

Schottland 2017

Paradigma – Rund Schottland   Noch starrt das Land von fremden Zentnermassen. Wer gibt Erklärung solcher Schleudermacht? Der Philosoph, er weiß es nicht zu fassen. Da liegt der Fels, man muß ihn liegen lassen. Zuschanden haben wir uns schon gedacht. (Aus „Faust 2“ von Johann Wolfgang von Goethe) Im Jahr 1840 durchstreift Louis Agassiz

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Expeditionsblog

Expeditionsteilnehmer

Peter Adler
(Maler/Bildhauer)

Kai-Uwe Kohlschmidt (Autor/Komponist)

Momo Kohlschmidt
(Schauspielerin/Sängerin)

Wolfgang Wagner
(Schauspieler/Übersetzer)

Katharina Groth
(Schauspielerin)

Dietmar Arnold
(Stadt- und Regionalplaner/Autor)

Ariane Afsari
(Historikerin)

Thomas Kney
(Skipper)

Das Expeditionsrouting

Die Künstler von Mangan25 begaben sich im August 2017 für ein Radiofeature auf Spurensuche. Mit einer Segelyacht sollte das Thema reisend eingekreist und untersucht werden. Rund Schottland hieß der Kurs und führte die Reisenden einmal rund um Schottlands Küsten.

Glasgow → Oban → Tobermory → Dunvegan →  Stornoway → Kinlochbervie → Thurso → Stromness → Wick → Helmsdale → Inverness → Loch Ness → Banavie → Iona → Tobermory → Oban → Glasgow

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