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Tag zehn – Wir buchen um (Offday / Off-Georg)

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Armada-Film gibt heute einen Tag frei, unseren letzten. Bis gestern waren noch die Lebombo-Berge tief im Lostopf unser Wünsche. Da wo alle Hoffnung erstarb und Samora Machels Maschine abstürzte. Unser Visa ist nur "single", also zur einmaligen Einreise bestimmt. Der zweistündige Exkurs nach Südafrika wäre sehr wahrscheinlich mit ordentlich Sackgang und Extra-money verbunden. Wir buchen um und wählen den Klassiker: Shopping and Beach. Mocambik, das Land am Kap der verstorbenen Hoffnung stellt leider nicht viel her, verkauft vor allem die Schätze des Bodens. Das heißt die Auslagen gleichen denen von Wladiwostok und denen von Caracas, China-Plaste-und Elaste. Was de kriegst, das haste. Wir buchen um. Jorge weiß einen Laden. Es gibt bunte Tücher für schmales Geld. Wir schlagen zu in rauhen Mengen "Vamos para a praia!" Jetzt schnell zum Strand, doch die Fachberatung befiehlt Einhalt. Die Tücher brauchen einen Saum. Wo ein Tücherladen ist, ist auch ein Schneiderladen. Die Fachberatung ...

Alles hat ein Ende,

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nur die Wurst hat zwei. Singt Cossa und lacht sich einen. Kai, unser Musikforscher, wollte wissen, welche deutschen Lieder er kennen gelernt hat. Unser Film ist keine Wurst. Gestern das letzte Interview. Prudencia wohnt in einem geräumigen Steinhaus, im Wohnzimmer knallgelb gestrichene Wände, ein schweres Ledersofa, Flachbildfernseher. Das will gar nicht in diesen slumigen Vorort Maputos passen. Daneben Bretterbuden und Wellblechzäune. In Maputo spielen die Gefühle Ping Pong. Manchmal die chinesische Meisterschaft. Prudencia erzählt uns ihre Geschichte. Als sie das erste Mal in die DDR kam, war sie schwanger. Sie wusste es nicht. Nach der ärztlichen Untersuchung ging es wieder in die Heimat. Sie schaffte einen zweiten Anlauf, ein paar Jahre später. In Rathenow wird sie zwei Jahre arbeiten. Die Arbeitskollegen hat sie in bester Erinnerung, die Brigadefeiern und den Urlaub in einer kleinen Bugalowsiedlung des Betriebs. Als sie sich dort verlief, helfen ihr zwei Ostdeutsche, bringen sie zu ihrem ...

Eh eh eh eh eh

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Afrika, das stelle ich fest, ist mir nach wie vor vertraut. Es hat sich zwar verändert. Was treibt all diese Menschen an, die aus prekären Wohnverhältnissen jeden Morgen wie aus dem Ei gepellt in die Stadt streben? Und wieso sieht man ihnen nicht an, dass sie erst eine Kloake überquert und dann eine Stunde in das Hyundai-Äquivalent des VW Bus mit 16 Leidensgenossen eingepfercht in die Stadt gefahren sind? Wieso sind alle hier so beflissen - trotz objektiv geringer Chancen? Würde ich hier geboren nicht lieber irgendwo unter der Palme schnarchen und mir Mangos in den Mund fallen lassen? Und was ist eigentlich mit, nein, lassen wir das. Der Kampf um Platz, Geld und Macht verdrängt einen Teil der Magie, jedenfalls hier in der Stadt. Einige mir lieb gewonnene Angewohnheiten haben sich hier aber nicht geändert. Beispielhaft das Verhalten in Wartesituationen. Fall 1) Gestern stand ich in der Filiale von Movitel, ...

Regen, Waffen, schnelle Reifen

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In der letzten Nacht bricht ein Wolkenbruch los. Große Tropfen, große Freude. Drei nakte Mzugus nehmen Anlauf und stürmen lautstark in den Pool. Da wir in einem muslimischen Hotel sind, ist Nacktheit und Alkoholkonsum unerwünscht. Trotz oder gerade wegen der Anwesenheit Georgs, der nicht nur Fachberater, sondern nebenberuflich auch Anwalt ist, betrachten wir sowohl geschriebene als auch ungeschriebene Gesetze als Empfehlung und nicht als Dogma. Alles in allem geht unser Kollektiv sehr vernünftig, zurückhaltend und völkerverständigend vor. Am Morgen treffen wir Fiel von Nukleo Arte. Wir rasen mit unserem Toyota-Bus zum Haus der Minenräumorganisation. Warten. Nach etwa 30 Minuten frage ich, worauf eigentlich? Auf den Mann von der Regierung, antwortet Fiel. Der Mann von der Regierung erscheint tatsächlich und wühlt eine Makarov aus einem Putzlappen. Fiel betrachtet das Teil fachmännisch und beginnt mit der künstlerischen Umgestaltung der Waffe. Die Flex fräst sich durch den Lauf. Der Handgriff fällt zu Boden ...

Die Expedition

Expeditionsblog

Expeditionsteilnehmer

Kai-Uwe Kohlschmidt (Autor/Komponist)

Tom Franke
(Regisseur)

Georg Linde
(Afrikawissenschaftler)

Lutz Rentner
(Autor)

Das Expeditionsziel

Die Künstler von Mangan25 begaben sich im März 2015 auf Spurensuche nach Mosambik. Sie sprachen mit ehemaligen Vertragsarbeitern, suchten die Vereinigung „Mad Germanos“ auf, die bis heute für nicht gezahlten Löhne aus DDR-Zeiten auf der Straße streiten und erlebten so eine besondere DDR-Community im fernen Maputo.

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