Die Konjunktion des Wetters: Es hat geregnet. Es regnet. Es wird regen. Zermürbung in den Vorgängen. Klamme Schuhe, klamme Hosen, klamme Moral. Wann und wie kommen wir hinaus? Morgen, morgen, morgen. Wir spielen Skat und Knack, raunzen uns an, wenn mal der Zucker aus ist. Drei Mann von uns haben Durchfall. Zwischendurch ein Besäufnis mit Barras, dem Shopbesitzer des airstrips. Men in The Loop. Die Einheimischen geraten bei Trunkenheit in eine Dauerschleife ihrer Texte. Fünfsätzige Beteuerungen von Völkerfreundschaft ohne Punkt und Komma und keine Chance mit einem eigenen Satz dazwischen zu kommen. Ein Maximum an Schwindeligkeit und Agonie hinterlassend.
Wir interviewen einen Dorfältesten. Seine Erinnerungen sind die seines Großvaters. Detzner nannte man hier Jacob. Er hätte einen australischen Offizier ermordet und mußte deshalb hier versteckt werden. Das Versteck taugte aber nicht viel und deshalb brachten sie ihn nach Oganarang, von da nach Junzaing. Der Älteste trägt die Geschichte sehr glaubhaft vor. Es ist eine Spur, aber dennoch bleiben Zweifel. Die Australier hätten ihn nach dem Krieg gewiß ins Gefängnis gesteckt, wenn dem so wäre.
Ich schaue in die tiefen Furchen seines Gesichtes. Ein Interview läuft hier anders ab. Die Kamera geht an und dann spricht der Mann. Man hat viel Zeit, sein Gegenüber dabei zu studieren. Das Gefühl des Privilegs hier zu sein und die Geschichten der Alten hören zu können. Weil wir aus dem Mutterland von Gottes Wort kommen, sind die Herzen weit. Wir sind die Nachfolger der Missionare. Unser Erscheinen die Weiterführung der Geschichte. „Thats all. Finish of the Story.“ Nach zehn Minuten ist seine Geschichte zu Ende. Nachfragen findet er ungewöhnlich. Schließlich hat er alles erzählt.
Alles erzählt hat Mindik uns inzwischen auch. Wir wollen weiter. Hinab in trockenere Gefilde. Sinnlose Träume von irgendwas in Deutschland. Men in the Loop in the Loop in the Loop. Morgen sollen uns zehn starke Männer bis Pindiu eskortieren. Neben dem Jeep laufen und diesen aus dem allgegenwärtigen Schlamm schaufeln. Der erste Schritt in die Heimat, vielleicht der schwerste und schmutzigste gewiß.

Papua Neuguinea 2016
Mangan25 auf den Spuren Hermann Detzners in Papua Neuguinea
Im Sommer 2016 unternehmen wir eine Expedition in das Hochland der Houn-Halbinsel, dem Rückzugsort eines bayrischen Kolonialoffiziers…
1 Kommentar zu „Detzners Mord und Agonie im Dauerregen“
The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.
(Robert Frost)
Fast schon zu Tode zitiert, diese vier Gedichtzeilen, aber passend zur damaligen Situation Detzners und der aktuellen nomadischen Erschöpfung der Expedition.
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