Speichrow. 1. September, 1 Uhr.
Wir sind zu Hause! Angekommen!
Wir laden unsere Rucksäcke und das Equip ins Haus. Begrüßen unsere Eltern. Herzen unsere Katze. Unweigerlich schauen wir als erstes nach oben. Über uns hängt ein Sternenhimmel, klar, groß, nah und üppig, wie wir ihn nie zuvor gesehen haben. Noch vor 4 Wochen saßen wir in Heldsbach und bestaunten das paradiesische Firmament. Nahe des Äquators überflutete uns die Sternenpracht samt ihrer ausufernden Milchstraße. Doch was uns heute hier über unserem Nest empfängt, ist ungleich stärker und einladener. Ich denke, … alles ist relativ. Einstein lässt grüßen. Ich verstehe und gehe gelassen ins Haus.
Diese Expedition war eine Reise langer und längerer Wege. In jedem Sinne.
„My homeless way is an odyssey“ (Sandow). Ich war nicht homeless und Odysseus ist nicht mit mir verwandt, aber diese Reise hatte es in sich. Fallen und fallen. Geister und Einbildungen. Veränderung und Stillstand. Genuss und Überdruss. Entdeckung und Verzweiflung. Bäumchen wechsel dich.
Schon lange vor unserer Abreise nach Papua Neuguinea hatten wir das starke Gefühl, dass wir zwar einen klaren Plan haben, aber die Klarheit uns längst verplant hatte.
Einschläge, Teamwechsel, Umbuchungen, Routingänderungen bis in die am Ende letzten Federn unserer Flügel. Fast schon fremdbestimmt sind wir einem Pfad gefolgt, den wir uns hätten nicht selbst ausdenken können.
Natürlich redet man sich die ungeplanten Veränderungen schön. Alles hat seinen Sinn u.s.w.. Wir sind Mangan25. Wir reagieren in jeder Situation in unsrem Sinne. Tun wir das?
Detzner hat uns ins Paradies geholt, um nach ihm zu suchen, um seine innere Zeile zu finden. Er war längst in uns bevor wir den Boden der Niuginis betraten. Sein Ahne begleitete uns lautlos, schwarz und rot. Wir haben Grenzen überschritten. Innere und äußere. Wir haben Einlass in die faszinierende und heimliche Welt der Niuginis erhalten. Das Vertrauen beider Seiten war der Schlüssel und Türöffner in die von den Zeitzeugen gut behütete und über Generationen weitergegebene Detzner-Geschichte. Noch immer halten sich die Niuginis an das Versprechen, welches ihre Urahnen einst dem Missionar Kayßer gaben, niemanden über Herman Detzner und seinem Versteck zu erzählen.

Wie wir später erfuhren, war die Tatsache, dass wir uns nicht wie die typisch deutschen Besucher verhielten, dass wir ihr Essen aßen, dass wir uns wie sie im Fluß wuschen, dass wir mit ihnen zusammen in ihren Räucherhütten lagen, dass wir uns ihrem Lebensstil mit Respekt anpassten, der Grund eine Ausnahme zu machen und uns detailgetreu ihr Wissen weiterzugeben.
Jetzt müssen wir verdauen. Seit ca. 50 Stunden sind wir ohne Schlaf und absolut desolat. Der Dschungel hat uns nicht so einfach ausgespuckt. Der Weg zurück war voller Barrikaden und dem Zwang länger zu bleiben.
- Der Flieger nach Hong Kong wird wegen Triebwerksschaden gestrichen.
- Abflug 24 Stunden später – Eine weitere Nacht im Hotel in Port Moresby
- Anschlussflüge lassen sich nicht umbuchen. Neue Flüge und Zugtickets müssen gebucht werden
- Flüge sind ziemlich ausgebucht. Wir fliegen in zwei Gruppen getrennt über „Hong Kong – Doha – Frankfurt“ oder „Hong Kong – Dubai – Frankfurt“ mit vielen Stunden Aufenthalt auf den Flughäfen
- Anflug Frankfurt – Flughafen schließt plötzlich – Terrorgefahr – Wir werden nach München umgeleitet und stehen 2 1/2 Stunden auf dem Rollfeld – Aussteigen nicht möglich
- Dann geht es nach Frankfurt. Aber es ist bereits so spät, dass es eng wird noch die entsprechenden Züge zu bekommen, die uns nach Hause bringen
- Peter nimmt sich den ersten Zug in Richtung Sachsen-Anhalt – Irene den Zug in Richtung Würzburg – Wir besteigen den erstbesten ICE nach Berlin – Der kann nicht pünktlich abfahren – Oberleitungsschaden mit Feuerwehreinsatz – Wir fahren mit einer Stunde Verspätung. Finden keine Plätze mehr. Sitzen im Gang auf dem Fußboden – Auch Peter kommt nur über Umwege und träge weiter
- Mittwoch, 23 Uhr in Berlin – Ostbahnhof
- Für mich, Kai und Steffen gibt es spät in der Nacht keinen Anschluss mehr der uns in den Spreewald bringen kann. Wir rufen meinen Vater an. Er holt uns kurzfristig in Berlin ab und bringt uns durch die Nacht heim. – Für Peter gibt es kein Shuttle mehr in sein Dorf – Er geht zu Fuß durch die Nacht mit seinem 35 Kilogramm-Gepäck auf dem Buckel – Steffen hatte bei uns in Speichrow sein Auto gelassen und muss nach einem Kaffee und einer kleinen Mahlzeit nun weiter nach Görlitz – Ankunft nicht vor 3 Uhr möglich
- Letztes Zusammenfunken in der Nacht – Alle sind wohlbehalten zu Hause angekommen

38 Stunden später.
Wir fragen uns schon nicht mehr, was das soll. Wir wissen Detzners Geist in unserer Nähe, der seine Gründe haben wird, uns diesen Sackgang, der auch der seine war, aufzuerlegen.
– Wollt ihr mich finden, geht den selben inneren Weg wie ich. –
Herman, wir haben dich gefunden!
5 Kommentare zu „Der Zauber unser Fluch?“
Wow – respekt!
Herzlich willkommen zu Hause und gutes Verdauen!
: )
Alles Liebe
Claas
Das jeder Moment einen Sinn birgt, ist manchmal schwer zu begreifen. Ein Ankommen schafft Ruhe. Die Ruhe wird nötig sein, die Schichten Eures großen Gemäldes „Papua“ freizulegen. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich zumindest der halben Berliner Abordnung, Momo, Kai und Steffen, auf dem Berliner Ostbahnhof in den Armen liegen konnte. Russischer Wodka schmeckt ja im eigentlichen Sinne nicht, doch als Begrüßungstrunk war es ein ehrliches Wässerchen. Prost! Auf zu neuen Ufern.
Wir sind froh, dass Ihr unbeschadet wieder zu Hause seid. Vielen Dank für den spannenden Blog. Haben oft.genug Herzklopfen gehabt ob der aufregenden Schilderungen und tollen Fotos dieser ungewöhnlichen Reise.
Danke, dass wir daran teilhaben durften!
Etwas traurig ..keine Berichte mehr..schade …dennoch freudig ,das alle trotz Querelen am Ziel Zuhause angekommen sind .
Irgendwann sicher zeitnah hören wir was von EUCH
Welcome & großen Dank an Euch!!
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